Dritte Ausgabe. 31. Oktober 2022
Liebe Kleist-Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder,
nach den Kleist-Festtagen in Frankfurt/Oder und dem Beginn des Wintersemesters allerorten starten wir nun in die vielfältigen Herbst- und Winter-Aktivitäten unserer Gesellschaft!
In diesem Abendletter finden Sie noch einmal alle Termine und den Zoom-Link zu unseren Online-Vorträgen in Kooperation mit dem Nachwuchsnetzwerk und dem Kleist-Museum. Machen Sie gerne auch in Lehrveranstaltungen oder bei anderen passenden Gelegenheiten darauf aufmerksam. Die Online-Vorträge stehen allen Interessierten offen, alle Termine finden Sie auch auf unserer schönen, neuen Homepage, die für sich genommen schon einen Besuch lohnt. Ein großes Dankeschön dafür geht an unseren Schatzmeister Günter Dunz-Wolff!
Inzwischen haben Sie sicher das neue Kleist-Jahrbuch erhalten sowie die Einladung zur Kleistpreis-Verleihung an Esther Kinsky am 27. November. Bitte denken Sie daran, bis zum 11. November Ihre Kartenreservierung an Jil Runia in Bonn (jrunia@uni-bonn.de) zu übermitteln. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen in Berlin – oder vielleicht sogar am Tag zuvor im Kleist-Museum!
Weiterhin höchst willkommen sind uns Ihre Einsendungen zu unseren Rubriken oder auch Impressionen aus dem Leben der Kleist-Gesellschaft. Die besten Fotos von der Preisverleihung wollen wir im nächsten Abendletter veröffentlichen.
In Vorfreude auf die kommenden Kleist-Begegnungen sende ich Ihnen sonnige Herbstgrüße
Ihre Anne Fleig
Ankündigungen und Termine
26. November 2022, 15.00 Uhr Kleist-Museum Frankfurt/Oder:
Kleist romantisch – Führung durch die neue Ausstellung mit der Kuratorin Dr. Barbara Gribnitz; anschließend Gespräch mit Prof. Anne Fleig und allen interessierten Mitgliedern über Kleist und die Romantik.
27. November 2022, 11.00 Uhr Deutsches Theater Berlin:
Matinee zur Verleihung des Kleist-Preises an Esther Kinsky.
9. Dezember 2022 Studientag Kleist-Museum Frankfurt/Oder:
Kleist im Kontext der Romantik – Der Studientag in Kooperation von Museum und Gesellschaft richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden sowie alle Interessierten; vormittags stehen Vorträge von Dr. Christiane Holm (Halle), Dr. Sebastian Schönbeck (Bielefeld) und Julia Soytek (Bonn) auf dem Programm; nachmittags werden wir gemeinsam Szenen aus dem Käthchen von Heilbronn lesen und diskutieren.
Vortragsreihe des Kleist-Nachwuchs-Netzwerks »Kleist romantisch digital«
16. November 2022, 19.00 Uhr
Dr. Adrian Robanus, Kleist-Museum, Frankfurt (Oder): »Sie ist außer sich –!«: Kleists Dramatik im Kontext der romantischen Psychiatrie.
Adrian Robanus studierte Germanistik und Geschichte in Würzburg und Cambridge; 2018 verteidigte er seine Dissertation zum Thema »Romantiere. Zoopoetik bei Wieland und Wezel«. Von 2017 bis 2021 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln, seit 2021 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) an der Schnittstelle zur Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft und Redakteur des Kleist-Jahrbuches. Seit 2022 ist er zudem 360°-Agent der Kulturstiftung des Bundes am Kleist-Museum. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wissens-, Kultur- und Literaturgeschichte psychischer Alterität, Heinrich von Kleist, Romangeschichte, Aufklärungsforschung (bes. Christoph Martin Wieland, Johann Karl Wezel, Christian Friedrich von Blanckenburg) und die Geschichte der Literaturtheorie.
Teilnahme über Zoom
14. Dezember 2022, 19.00 Uhr
Luise Grabolle, Universität Leipzig: Kleist und die ›romantische Komödie‹
Luise Grabolle studierte Germanistik (B.A. und M.A.) an der Universität Leipzig, wo sie aktuell an einer Dissertation zu Paratextualität sowie Szenen- und Regiebemerkungen in Heinrich von Kleists Dramenpoetik arbeitet. Seit 2020 organisiert sie gemeinsam mit anderen Studierenden und in Kooperation mit dem Literaturhaus Leipzig die Vortragsreihe »Junges Forum Literaturwissenschaft«. Seit dem Frühjahr 2022 ist sie zudem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im PROPYLÄEN-Projekt zur historisch-kritischen Edition der Goethe Tagebücher am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar tätig.
11. Januar 2023, 19.00 Uhr
Lea Liese, Universität Basel: Von Fieberschüben, Ansteckung und infektiösen Wunden. Kleist und das pathologische (Nicht-)Wissen der Romantik
Lea Liese (Dr. des) studierte Komparatistik und Philosophie in Paris, Berlin, Lille und Bochum, 2021 wurde sie mit einer Arbeit zu kleinen Erzählformen der politischen Romantik promoviert. Seit 2021 ist wissenschaftliche Assistentin/PostDoc an der Universität Basel mit einem Projekt zum politischen Erzählen der Gegenwart. Aktuelle Publikationen u.a. im Sonderheft-Athenäum zum Thema »Romantisierung der Politik«, im Kafka-Jahrbuch, im Hg.-Band Popkultur und Populismen (alle 2022) sowie im Kleist-Jahrbuch (2020).
Mitteilungen der Mitglieder
Kleist in den Medien der Gegenwart
Welche Kleist-Bilder gibt es in unserer stark von Medien geprägten Gegenwart? Mit diesem Thema beschäftigt sich eine Tagung unter dem Titel »Kleist in den Medien der Gegenwart. Adaptionen in Theater, Film, Graphic Novel und Bilderbuch«. Die Veranstaltung findet am Donnerstag und Freitag, 19./20. Januar 2023, an der Universität Mannheim statt und wird von Prof. Dr. Andrea Bartl (Bamberg) und Prof. Dr. Thomas Wortmann (Mannheim) organisiert. Es geht um Kleist-Bilder in Filmen (Michael Kohlhaas, 2013) oder BioPics (Die Akte Kleist, 2010; Amour Fou, 2014), in Graphic Novels und Bilderbüchern. Besprochen werden auch aktuelle Theaterprojekte rund um Kleist (etwa Necati Öziris Gott Vater Einzeltäter in Mannheim) und – spannend! Mordlustig! Blutrünstig! – Kleist im Krimi.
Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaftler:innen wie Andrea Bartl, Sandra Beck, Juliane Blank, Stephanie Catani, Adrian Robanus, Antonia Villinger und Thomas Wortmann referieren und diskutieren über mediale Kleist-Bilder unserer Gegenwart. Nähere Informationen zum Programm sind bei Prof. Dr. Andrea Bartl erhältlich (andrea.bartl@uni-bamberg.de).
»Objekt des Monats« - Aus dem Kleist-Archiv Sembdner
Jeden Monat stellt das Literaturhaus Heilbronn auf seiner Homepage ein besonderes Stück aus dem Kleist-Archiv Sembdner vor. Start war im Februar mit dem Kleist-Autograf des Kleist-Archivs, wenigen Zeilen Kleists vom 2. Oktober 1810 an den Verleger Eduard Hitzig. Anlässlich des Molière-Jubiläums folgte eine Amphitryon-Ausgabe von 1818. Eine japanische Ausgabe der Marquise von O... war ebenso »Objekt des Monats« wie die Radierungen von Hans Bellmer zum Marionettentheater oder drei Briefe von Louise von Zenge an David Theodor Suabedissen. Zeichnungen des Heilbronner Künstlers Walter Maisak zum Kohlhaas und Das Vehmgericht des Mittelalters von Karl Hütter aus dem Jahre 1793 waren ebenfalls „Objekte des Monats».
Weitere Details dazu auf der Homepage des Literaturhauses Heilbronn.
»Warum Kleist?« Neue Podcast-Reihe des Literaturhauses Heilbronn und des Kleist-Archivs Sembdner
In der Reihe »Warum Kleist?« erkunden wir monatlich den ewig aktuellen Dichter Heinrich von Kleist. In kurzen Folgen zu seinem Leben und Werk sowie in Gesprächen mit Wissenschaftler:innen, Expert:innen und Autor:innen beleuchten wir die vielen Facetten und Fragen, die Kleist in seiner Zeit aufgeworfen hat und die er noch immer an uns stellt.
Die ersten sieben Folgen sind nun online. Sie beschäftigen sich mit Kleists Biographie, seinem Schaffen, seiner Rezeption. In der ersten Folge geben wir einen kleinen Überblick über sein Leben. In Folge zwei unterhält sich der Literaturhausleiter Dr. Anton Knittel mit Prof. Dr. Andrea Bartl, beide sind im Vorstand der Kleist-Gesellschaft tätig. Weitere Gesprächspartner sind Prof. Dr. Günter Blamberger, langjähriger Präsident der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, Dr. Erika Berroth, Prof. Dr. Rüdiger Görner, Dr. Petra Maisak, Frankfurter Goethe-Haus, sowie der Autor Philipp Brotz. Zudem ist ein eigens produziertes Hörspiel zu Michael Kohlhaas sowie ein Podcast zur Entstehung des Käthchen von Heilbronn online abrufbar.
Alle Folgen sind hier oder über die Homepage des Literaturhauses Heilbronn zu hören.
Kleist-Jahrbuch 2022
Das Kleist-Jahrbuch 2022 ist erschienen, das Jahrbuch 2023 ist in Arbeit – die Herausgeber und Herausgerinnen des Kleist-Jahrbuchs möchten den Rezensionsteil im Jahrbuch zukünftig deutlich verstärken. Über erste Reaktionen auf unseren Hinweis im letzten Abendletter haben wir uns gefreut! Weiterhin gilt: Wer Interesse hat, daran mitzuwirken und mit einer gewissen Regelmäßigkeit Rezensionen zu verfassen, möge sich an Christian Moser oder Adrian Robanus wenden (c.moser@uni-bonn.de; robanus@kleist-museum.de).
Mein Kleist ist …
… ein Kaleidoskop an Themen und Fragen: Angefangen hat alles in meinem ersten literaturwissenschaftlichen Seminar. Als Student in einer Kleist-Stadt (Frankfurt/Oder) fühlte ich mich verpflichtet, das Referat zu Penthesilea zu übernehmen, eine Entscheidung, die ich aufgrund des dornigen Textes bereuen sollte. Trotz aller Widrigkeiten begann ich, neben jedes Tier in Kleists Texten mit Bleistift ein T zu schreiben. Viele dieser T's, mit denen meine Sembdner-Ausgabe gesäumt ist, markieren offene, zuweilen rätselhafte Fragen. Im Trauerspiel Penthesilea finden sich zum Beispiel nicht nur jene Hunde, mit denen die Protagonistin am Ende den Achill zerreißt, es finden sich auch in Vergleichen, Metaphern und anderen Formen übertragener Rede ein Bär, Eber, Elephanten, Gemse, Gewürm, Hirsche, Hyänen, Katzen, Löwen und viele weitere Tiere: »Das Heer bleibt keuchend, hinter ihr, wie Köter, / Wenn sich ganz aus die Dogge streckt, zurück!« An Kleists Tieren wird eine Poetologie anschaulich, die am Scheitelpunkt von Wörtlichkeit und Metaphorizität operiert.
Neben der bloßen Fülle der Lebewesen löst nicht zuletzt die Sprache Kleists Faszination aus. Momentan fesselt Die Herrmannsschlacht meine Aufmerksamkeit. Dabei steht die Frage im Zentrum, welche Rolle im Drama der vielbeschworene ›Deutsche Wald‹ mitsamt ›Deutscher Eichen‹ spielt. Ich beginne also, neben jede Eiche im Text ein P (für Pflanze) zu schreiben. Die Zeitlichkeit des Schauplatzes liegt im Unklaren. Es bleibt unentscheidbar, ob es sich um den Teutoburger Wald 9 v. Chr. oder um den des frühen 19. Jahrhunderts handelt. Vielmehr bilden beide ein gemeinsames Dickicht, mit einer ganz eigenen Temporalität. Herrmann fordert seine Mitstreiter dazu auf, den Wald niederzubrennen, ihn zu »[v]erheeren«, Eichen zu fällen. In der Folge verbreitet er das Gerücht, »[d]ie Römer fällten dort […] [d]er tausendjährgen Eichen eine«. Den vermeintlichen Holzfrevel verzeiht Herrmann Varus mit gespielter Großherzigkeit und bittet ihn hinterlistig: »[W]ürdge diese Eichen, / Quintilius, würdge einger Sorgfalt sie.« Varus platziert Wachen an allen alten Eichen, in deren Wipfeln Waffen aufgehängt wurden. Es dürften viele sein. Das Heilige dieser Eichen wird von Herrmanns Kriegslogik vereinnahmt und profanisiert, der römische Heereszug im Morast des Teutoburger Waldes entzerrt und zerteilt. Der Rest von Varus‘ Truppen verirrt sich irgendwo zwischen Pfiffikon und Iphikon, »[h]art zwischen Nichts und Nichts!«, um es mit der Alraune zu sagen. Der Plan geht auf, Herrmann überfällt Varus hinterrücks im Verbund mit Marbod. Warum aber konnte das Drama trotz der Ambivalenzen Herrmanns u.a. im Umgang mit dem Wald, dessen Eichen er niederbrennen und fällen will, zum Inbegriff des ›deutschesten Dramas‹ und sein Schauplatz zu dem deutschen Wald schlechthin avancieren? Dies eins von vielen Rätseln, die Kleists Texte aufgeben.
Sebastian Schönbeck
Fundstück: In Hamburg nichts Neues?
Ein Bericht über eine Kleist-Suche, (noch) ohne Ergebnis.
Durch unsere Präsidentin, die jedes Unternehmen kleistbezogener Art nach Kräften unterstützt, sind wir in den Stand gesetzt, in diesem Abendletter, als hier der dritte erscheint, über Alles, was über und zu Kleist Merkwürdiges und Interessantes vorfällt, ungesäumten, ausführlichen und glaubwürdigen Bericht abzustatten, dergestalt, daß wir hier nicht nur aus Berlin sondern auch aus der Freien und Hansestadt Hamburg zu berichten in der Lage sind.
Rapport vom 1. October 2022
Kleist in Hamburg zu begegnen, ist sehr unwahrscheinlich. Es ist leider nicht bekannt, ob er je in der schönen Hansestadt war. In Kleists Werk erwähnt wird die Stadt nur zweimal kurz im Kohlhaas und als Ortsangabe in den Berliner Abendblättern. Dafür gibt es eine umso aktivere Hamburger Kleist-Gruppe, häufige Kleist-Aufführungen in den Theatern, und immerhin eine kleine Kleist-Straße (so winzig wie die in Kleists Geburtsstadt Frankfurt an der Oder). Auf ausgedehnten Spaziergängen aber, so hat sich herausgestellt, und wenn man mit Argusaugen umherspäht, findet man unerwartet doch noch Kleist in Hamburg, zum Beispiel auf dem Parkfriedhof Ohlsdorf. Es gibt dort nämlich zwei Grabstätten von Familien derer von Kleist, die allerdings, wie sich leider herausgestellt hat, nicht in direkter Linie mit Heinrich von Kleist verwandt sind.
Doch was bedeutet ein Kleist-Zitat am Eingang des Friedhofsmuseums? Da hängt eine Bronzeplatte mit den letzten vier Zeilen aus der Penthesilea! Woher stammt diese Platte? Für wen wurde sie geschaffen? Warum Kleist? Warum Penthesilea? Warum in Hamburg? Nirgends ein Hinweis auf die Herkunft!
Im Friedhofsmuseum weiß man nichts über die Platte, außer, dass sie schon lange da hinge. Dass es sich um ein Zitat aus der Penthesilea handelt, war nicht bekannt. Weitere ›Ermittlungen‹ im Archiv konnten, erst wegen Renovierung, dann wegen Heizungsdefekts, zunächst nicht erfolgen. Also in der Verwaltung nachgefragt. Hier sind die Informationen in Sachen Kleist gleichfalls spärlich: die Platte sei Grabschmuck von einem unbekannten aufgelösten Grab. Grabsteine und -schmuck von solchen Gräbern würden normalerweise geschreddert und entsorgt. Vor Ort werde dann entschieden, ob besonders schöne Objekte dem Museum angeboten würden (offenbar nach dem Prinzip ›Ist das Kunst, oder kann das weg‹). Wo ist die Bürokratie, wenn man sie endlich einmal braucht? Nirgends ist dokumentiert, welches Grab welches Verstorbenen wann aufgelöst wurde, woher diese Platte stammte, wann sie dem Museum übergeben wurde und was das alles mit Kleist zu tun haben könnte. Immerhin weist auch der große Findling, der anlässlich der Friedhofsgründung 1877 aufgestellt wurde, eine ähnlich gestaltete Platte mit einem Text zur Eröffnung des Friedhofs auf. Könnte die Penthesilea-Platte vielleicht aus dieser Zeit stammen?
Nun ist der detektivische Ehrgeiz geweckt: Eine Reise nach Kassel zum Sepulkralmuseum soll zum Beispiel die Fragen klären, ob diese Art von Grabschmuck zu bestimmten Zeiten häufig vorkam, ob Klassikerzitate auf Gräbern damals in Mode kamen und, natürlich, wie populär speziell Kleist-Zitate auf Grabplatten waren. Die Konsultation des Großen Lexikons der Bestattungs- und Friedhofskultur und Vom Reichsausschuß zur Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal brachte zwar tiefe Einblicke in die Welt des Todes und seiner Betrachtung durch die Jahrhunderte, aber immer noch keine Erkenntnisse, wie Penthesilea nach Ohlsdorf gekommen ist. Dafür stellte sich heraus, dass es der Reise nach Kassel gar nicht bedurft hätte, denn freundliche Mitarbeiter wiesen darauf hin, dass es an der Universität Hamburg einen auf Bestattungskultur spezialisierten Professor für Volkskunde gäbe. Dieser konnte zur Provenienz der Platte nicht weiterhelfen. Eine Häufigkeit von Klassikerzitaten auf Grabmälern sei ihm in signifikanter Zahl nicht bekannt. Dafür waren seine Hinweise auf die damals verwendeten Materialien hilfreich, nämlich auf Gußeisen oder galvanisierte Fertigung statt der teureren Bronze, ebenso sein Angebot, von ihm verfaßte Aufsätze zu diesem Thema zur Verfügung zu stellen.
Auch die Nachfahren der erwähnten, in Ohlsdorf bestatteten Kleist-Familie konnten nicht weiterhelfen. Trotz Nachforschung eines Familienmitgliedes waren in der Familiengeschichte keine Erinnerungen an besondere Bezüge zu Heinrich von Kleist oder zu dem aufgelösten Grab nachweisbar. Dafür erklärte sich der Vorsitzende des Familienverbandes derer von Kleist zur Hilfe bereit und stellte die Fragen zur Herkunft der Platte auf die Website des Familienverbandes. Vielleicht gibt es ja im Universum des Internets jemanden, der uns entschlüsseln kann, was es mit der Herkunft der Platte auf sich hat? Oder können Sie, liebe Leserin, lieber Leser, über dieses Kleist-Fundstück Aufschluss geben?
Durch eine fortlaufende Chronik, nicht nur der Erfolglosigkeit, sondern auch eines möglichen Fortschritts, wird dem Publico, zu seiner Beruhigung, Nachricht gegeben.
Gabriele Gelinek
Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft
c/o Prof. Dr. Anne Fleig
Freie Universität Berlin
Institut für deutsche und niederländische Philologie
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
E-Mail anne.fleig@fu-berlin.de