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Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (TLMF) in Innsbruck sind fünf unbekannte Briefe Heinrich von Kleists (1777-1811) aufgefunden worden. Der Literaturwissenschaftler Hermann F. Weiss (University of Michigan) stieß auf den raren Briefschatz aus den Jahren 1809 und 1810 im Teilnachlass des österreichischen Diplomaten Joseph von Buol-Berenberg (1773–1812). Es handelt sich um den größten Fund an Kleist-Autographen seit über 100 Jahren und überhaupt den ersten Neufund seit 1988. Damit können den insgesamt nur 173 überlieferten Originalbriefen Heinrich von Kleists fünf weitere hinzugefügt werden. Der Entdecker, der mittlerweile 87-jährige Hermann F. Weiss ist der Kleist-Forschung v. a. als Quellenforscher bekannt. Schon in den 1970er und 1980er Jahren waren ihm Kleist-Funde gelungen. 1984 legte Weiss mit seinen ›Funden und Studien zu Heinrich von Kleist‹ ein quellengeschichtliches Standardwerk vor.
Historischer Kontext der Briefe ist der Fünfte Koalitionskrieg, in dem sich Österreich und Frankreich unter Napoleon gegenüberstanden. Kleist befand sich im Mai 1809 in unmittelbarer Nähe der Schlacht bei Aspern (21./22. Mai), von der er eindrückliche Schilderungen gibt: »Es ist mir unschätzbar, daß ich den Kampf, der die Freiheit von Deutschland entschied, mit Augen gesehen habe«. Nach der für Österreich verlorenen Schlacht bei Wagram (5./6. Juli 1809) zeugen zwei weitere Briefe von Kleists enttäuschten Hoffnungen. Der fünfte Brief aus dem Januar 1810 wirft ein Licht auf eine weitgehend im Dunkeln liegende Lebensphase Kleists, die ihn nach Frankfurt am Main geführt hatte und als »Unglück« endete.
Die Edition der fünf Kleist-Briefe, ergänzt um eine ausführliche Kommentierung von Hermann F. Weiss und einen Beitrag zur Entdeckungsgeschichte, erscheint im ›Kleist-Jahrbuch 2024‹ (J. B. Metzler). Die Ebook-Version des ›Kleist-Jahrbuchs‹ steht ab sofort zur Verfügung.
Im Buol-Teilnachlass finden sich unzählige weitere Briefe von Personen aus Kleists engem Umfeld, darunter vom späteren preußischen General und Ministerpräsidenten, dem engen Kleist-Freund Ernst von Pfuel (1779–1866), vom Schriftsteller und Politiker Friedrich Gentz (1764–1832) und vom Philosophen und Ökonomen Adam Müller (1779–1829), der mit Kleist zusammen das Kunstjournal ›Phöbus‹ herausgab. In diesen Briefen finden sich zahllose neue Lebensspuren von Heinrich von Kleist, die in zwei Beiträgen von Martin Roussel (Pfuel) und Klaus Müller-Salget (Gentz/Müller) im neuen ›Kleist-Jahrbuch‹ präsentiert werden. – Neben diesen Funden kann zudem die bislang nur auf Vermutungen basierende Zuschreibung der mathematischen Skizze einer Tragödientheorie an Kleist aus der jüngst von Hermann F. Weiss (wieder-)gefundenen Autobiografie Christian Gottlieb Hölders (1776–1847) verifiziert werden.
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