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Vierzehnte Ausgabe. 15. Oktober 2025

Liebe Kleist-Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder,

der diesjährige Kleist-Herbst hat letzte Woche mit der Eröffnung der Kleist-Festtage in Frankfurt (Oder) begonnen! Eröffnet wurde auch die neue Ausstellung Zerbrochne Harmonien. Kleist und die Musik in der Stiftung Kleist-Museum, die das Thema unserer Jahrestagung einläutet. Den Höhepunkt der Vernissage bildete die Uraufführung von den sichern Weg zu finden/ungestört. Vier Miniaturen über Heinrich von Kleist. Die Komposition von Kilian Verburg wird auch bei unserer Tagung noch einmal zu hören sein.

Wie Sie wissen, findet auch unsere Jahrestagung samt Mitgliederversammlung vom 20.-22. November 2025 im Kleist-Museum statt. Bitte denken Sie für unsere Planung daran, sich bis zum 13. November unter forschung@kleist-museum.de anzumelden.

Am 23. November wird dann der Kleistpreis 2025 im Deutschen Theater Berlin an Daniela Seel verliehen. Wer noch Lektüre für herbstliche Abende sucht, dem sei ihr Langgedicht Nach Eden an Herz und Kopf gelegt, dessen lyrisches Ich die Vertreibung aus dem Paradies als bewussten Auszug, als Entscheidung ganz neu perspektiviert. Der Klang dieser Verse ist zweifellos auch ein Echo „zerbrochner Harmonien“.

Am Abend des 22. Novembers zeigt das DT erfreulicherweise seine neue Inszenierung Die Marquise von O und – nach der Novelle von Kleist, die am 24. Oktober Premiere haben wird. Eine frühzeitige Kartenreservierung ist sicher ratsam.

Ich freue mich auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihnen und das Wiedersehen!

Herzliche Grüße
Ihre Anne Fleig

Fundstücke

Sammelbilder mit Kleist-Motiven
(Teil 1)

Sammelbilder, auch Reklame-Bilder, Kaufmannsbilder oder Reklame-Sammelbilder genannt, gab und gibt es zu sehr vielen Themen und in einer riesigen Fülle. Ab 1870 wurden in Frankreich Sammelbilder herausgegeben, der große Erfolg bei den Kunden führte schnell zu einer weiten Verbreitung in Europa. Ein vollständiger Überblick über das Material ist nicht möglich. Es gibt aber Kataloge und Verzeichnisse, die die wichtigsten Hersteller erfassen und die Bilder-Serien vorstellen. In dieser großen Fülle nur nach Kleist-Motiven zu suchen, ist eine Herausforderung.

Das Thema ist der Kleistforschung übrigens durchaus bekannt. So erschien in den Heilbronner Kleist-Blättern 2001 der Beitrag Liebig's Kleistextrakt von Detlef Lorenz, der die vollständige Bildserie Das Käthchen von Heilbronn (von Kleist) mit allen sechs Serienbildern vorstellt. Sie wird auf 1896 datiert.

Schaut man nun mit heutigen Recherchemöglichkeiten ins Internet, da wird gelegentlich ein weiteres Sammelbild der Firma Liebig angeboten, und zwar aus der Serie Deutsche Bühnendichter, datiert auf das Jahr 1897, in der es ein Sammelbild Prinz Friedrich v. Homburg II. Act 2. Auftritt gibt (Abb. 1). Auf dem Sammelbild kann man ein Kleistportrait erkennen, das eher an das Porträt von Ewald von Kleist erinnert als an Heinrich von Kleist. Das gleiche gilt für die auf der Rückseite abgebildete Ganzkörperfigur.

Abb. 1

Nun ist eine weitere Bilderserie im Internet angeboten worden, die ich gekauft habe. Dabei handelt es sich um eine Serie, die von der C.H.Knorr, A-G. Nahrungsmittelfabriken unter der Serienbezeichnung Kaethchen von Heilbronn herausgegeben wurde, und auf der Rückseite mit „Aechte Hausfrauen-Eiernudeln, Marke Käthchen von Heilbronn“ wirbt (Abb. 2 und 3; ca. 1900-1907).

Abb. 2

Abb. 3

Diese Knorr-Bilderserie mit identischen Bildern, aber mit anderen Knorr-Werbeprodukten wurde auch in französischer Sprache angeboten (Abb. 4 und 5). Da die Firma Knorr in Heilbronn ansässig war, ergab eine Mail-Anfrage beim Stadtarchiv Heilbronn die Auskunft vom Stadtarchivar Raphael Schmitz: „Unsere Datierung ist nur lediglich eine Einschätzung auf zwischen 1900 und 1907, nach der Firmierung als AG 1899 sowie vermutlich vor der Einführung von Knorr-Sos (Würzmischung vergleichbar mit Maggie Würze), die unserer Einschätzung nach als neues Produkt voraussichtlich beworben worden wäre.“

Abb. 4 und 5

Ob die Serie in französischer Sprache vor, nach oder zur gleichen Zeit herausgegeben wurde, kann zur Zeit nicht festgestellt werden. In beiden Serien wird der Name des Dichters Heinrich von Kleist nicht genannt. Auf der Bildrückseite steht ein kurzer Erläuterungstext, was auf dem jeweiligen Bild zu sehen ist, und es werden Personen wie Ritter von Strahl und Kunigunde von Thurneck genannt, sodass man die Bilder Kleist zuordnen kann.

Im Jahr 1897 begann die Firma Stollwerck Sammelbilder herzustellen, und gleichzeitig seinen Kunden Sammel-Steckalben, die speziell für diese Bilder produziert wurden, anzubieten. In den Alben 3, 10, 14 (Abb. 5) findet man drei Kleistporträts, die jeweils von einem anderen Künstler gestaltet wurden:

In dem Band von Detlef Lorenz Reklamekunst um 1900: Künstlerlexikon für Sammelbilder (Berlin Reimer Verlag 2000) werden die Künstlerinnen und Künstler Albert Klinger, Elli Hirsch und Richard Knötel genannt. In Internetportalen werden diese frühen Serienbilder gelegentlich bis heute angeboten. Es gibt zudem noch einige Serien und Einzelbilder, die zurzeit nicht datiert und zugeordnet werden können.

Burkhard Wolter


Ankündigungen und Termine

(c) Stiftung Kleist-Museum

Bis 14. Juli 2026
Sonderausstellung Zerbrochne Harmonien. Kleist und die Musik
Kleist-Museum, Frankfurt (Oder)\

1811 wollte sich Heinrich von Kleist ein Jahr lang „mit nichts als der Musik beschäftigen“. Es wäre alles, was er „über die Dichtkunst gedacht habe, auf Töne bezogen“. Seither ist zu Kleists Leben und Werk eine Vielzahl von Instrumentalwerken und Opern von der Spätromantik bis zur elektronischen Musik entstanden. Sowohl die Bedeutung von Musik für Kleist als auch seine musikalische Wirkungsgeschichte werden in der Sonderausstellung präsentiert. Der Fokus der musikalischen Adaptionen liegt dabei auf Opern nach seinem Lustspiel Der zerbrochne Krug von Viktor Ullmann, Zbyněk Vostřák und Fritz Geißler.

Die Ausstellung zeigt eine bisher weniger beleuchtete Facette von Leben, Werk und Rezeption Heinrich von Kleists. Das abwechslungsreiche Begleitprogramm bietet neben Führungen, unserer gemeinsamen Tagung und weiteren Vorträgen zur Musikgeschichte auch Konzerte und eine Open Stage.


Interdisziplinäre Jahrestagung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft 2025

»[A]uf Töne bezogen«. Musik im Werk Heinrich von Kleists

Cover-Grafik angelehnt an: Jon Mincu, ›Die Musik‹, Feder und Aquarell, 2001; © Stiftung Kleist-Museum

20.-22. November 2025 Jahrestagung "[A]uf Töne bezogen". Musik im Werk Heinrich von Kleists

Das Programm finden Sie auf unsererer Homepage (hier.). Wer nicht nach Frankfurt (Oder) kommen kann, mag dem Programm auf YouTube folgen.

Kleist-Preis 2025

  1. November 2025
    Verleihung des Kleistpreises 2025 an Daniela Seel
    11 Uhr, Deutsches Theater

Laudatio: René Aguigah (DLF Kultur)
Musik: Roland Dahinden (Posaune)
Im Anschluss lädt der Suhrkamp-Verlag zu einem Sektempfang.
Anmeldung bitte bis zum 1. November an Mara Ruwe: mara.ruwe@fu-berlin.de
Weitere Informationen finden Sie hier.

  1. November 2025
    Kranzniederlegung

Auch in diesem Jahr wollen wir anlässlich des Todestages von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel wieder einen Kranz auf das Grab legen. Treffen ist am 21. November 2025 um 11:00 Uhr am Kleist-Grab in Berlin, am Kleinen Wannsee, Bismarckstraße 2-4.

Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bei Gabriele Gelinek: g.gelinek@web.de

Preis für den besten studentischen Kleist-Aufsatz

Unser diesjähriger Aufsatzpreis geht an Krystian Podwórny, der im Master an der Universität Wien studiert. Er hat uns mit sehr differenzierten Textbeobachtungen zu Variationen der Lichtmetaphorik in den Dramen Heinrich von Kleists überzeugt, die er auf dessen Verhältnis zur Aufklärung bezieht. Diesem vieldiskutierten Thema kann er aufgrund seiner genauen Dramenlektüre einige interessante Facetten hinzufügen. Wir gratulieren Krystian Podwórny und freuen uns darauf, ihn zusammen mit der letztjährigen Preisträgerin Merle Gebert zum Ende unserer Jahrestagung kurz vorstellen zu können.

Abendletter

Für den Abendletter sind wie immer Einsendungen möglich und willkommen! Der nächste Einsendeschluss ist am 31. März 2026.


Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft
c/o Prof. Dr. Anne Fleig
Freie Universität Berlin
Institut für deutsche und niederländische Philologie
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
E-Mail anne.fleig@fu-berlin.de